Känguruhen
Die Känguru-Pflege von Früh- und kranken Neugeborenen, auch bekannt unter Haut-zu-Haut-Pflege, ist auch am Ostschweizer Kinderspital ein wichtiger Aspekt der Betreuung im Rahmen der entwicklungsfördernden und familienzentrierten Betreuung. Haut-zu-Haut-Kontakt kann Eltern und ihr Baby dabei unterstützen, sich gegenseitig kennenzulernen. Das Baby kann so die Stimme und den Herzschlag der Mutter oder des Vaters hören und ihren Geruch kennenlernen. Sie stellt die Nähe wieder her und hilft den Eltern, mehr Vertrauen zu fassen.
Die Studienlage* zu kurz- und langfristigen, medizinischen und emotionalen Vorteilen der direkten Haut-zu-Haut-Pflege wächst stetig und ist ein wichtiges Merkmal der «best practice» in der entwicklungsfördernden, trauma-informierten, neuroprotektiven und familienzentrierten Betreuung der Frühgeborenen (und kranken Neugeborenen). Es bestehen nicht nur direkte Vorteile für Mutter und Kind, ähnliche Ergebnisse können auch beim Haut-zu-Haut-Kontakt mit dem Vater/andere Bezugspersonen gezeigt werden. Kinder, welche aus medizinischen Gründen noch nicht oder vorübergehend keine direkte Haut-zu-Haut Zeit geniessen können, brauchen und profitieren in dieser Zeit von individuell angepassten Massnahmen des Körperkontaktes mit den Eltern, wie beispielsweise sanftes ‘Hände-Kuscheln’ oder ruhige Berührungen der Eltern.
Zu den belegten Vorteilen* gehören unter anderem:
- verbesserte Bindung und reduzierte Stressreaktionen von Kind & Eltern
- Unterstütztung der sensorischen, motorischen und kognitiven Entwicklung
- Verbesserter Milchaufbau, erhöhte Muttermilchmenge
- Stabilisiert Körpertemperatur, Herzfrequenz und Atemfrequenz des Kindes
- Verbessert die Verarbeitung von schmerzhaften Eingriffen beim Kind während Känguruhen
- Unterstützt die Verdauung und Gewichtszunahme des Kindes
- Begünstigt tieferen und längeren Schlaf
- Reduziert Häufigkeit und Schwere von Infektionen
Eltern von ehemalig frühgeborenen Kindern haben ihre Erinnerungen zum Känguruhen mit uns geteilt.
Mutter: ich fand es immer schön, wenn ich gemerkt habe, wie sie mir beim Reden zu hört.
Vater: Ich habe am Anfang mich fast nicht getraut meine Hand auf unser Baby zu legen.
Mutter: Die Nähe von meiner Tochter zu spüren. Ihr während dem Känguruhen vorzulesen, oder zu singen. Sie mit dem Spiegel anzuschauen.
Vater: Man kann während dieser Zeit zu 100% für das Kind da sein man hat ja in diesem Moment eh nichts anders zu erledigen.
Mutter: Einfach geniessen und so viel wie möglich känguruhen. Mit dem Kind reden, oder vorsingen. Auch zu Hause känguru-en. Viele Snacks, Bücher etc. mitnehmen für den Aufenthalt im Spital. So viel wie möglich im Spital sein und bei der Pflege mithelfen.
Vater: Die IPS/IMC als zweites zuhause ansehen und versuchen sich dort so wohl wie möglich zu fühlen damit man dem Baby das gute Gefühl weiter geben kann.
Mutter: Die Kinder sind viel stärker, als sie aussehen, wenn sie in der Isolette oder Wärmebett liegen. Einfach da sein fürs Kind und der Rest kann warten. Mit betroffenen Familien darüber sprechen und austauschen hat uns sehr geholfen.
Vater: Entspannend und verbindend
Mutter: heilsam, auch für uns Eltern.
Mutter: Was wir ihr aber immer bieten konnte, war diese Nähe. Wir durften ja bereits sehr früh mit ihr känguruhen (bereits am Tag nach ihrer Geburt). Wir konnten aktiv werden und ihr etwas Gutes tun (auch wenn wir passiv dalagen, war es spürbar, wie S. davon profitierte). Dies kann auch der Papa und nicht nur die Mama (im Gegensatz zum Milch Abpumpen). Wenn ich sie fest im Arm halte erzähle ich ihr manchmal, wie wir oft gemeinsam im Spital gekuschelt haben und die schwierige Zeit gemeinsam bewältigten.
Vater: Das wohlig warme Gefühl.
Mutter: Tiefe Entspannung, Nähe, Glück.
Vater: Mir gefiel es endlich meine Tochter halten und spüren zu können.
Mutter: Im Moment des Känguruhen ging alles rund um uns vergessen...war gedanklich oft nur bei S. im Moment (nicht in Sorge) und obwohl der Alltag sonst sehr gefüllt und streng war (wir hatten daneben einen zweijährigen Sohn) war nur die Ruhe im Fokus
Vater: Geniesst die Zeit.
Mutter: macht das beste aus der Situation. Weint bei eurem Kind, wenn euch zum Weinen zu Mute ist. Schlaft, wenn ihr total erschöpft seid. Lächelt, wenn sie euch zeigen, wie stark sie sind (sie sind es und bleiben es auch). Vertraut auf euch, dass ihr eurem Kind gebt, was es braucht und dass es genug ist.